Female Empowerment Portrait #01
Ein Interview mit Sarah Kholti
In unseren Female Empowerment Portraits präsentieren wir euch tolle Frauen und erzählen ihre inspirierenden und vor allem mutmachenden Geschichten.
Im ersten Teil stellen wir euch Sarah Kholti aus Stuttgart vor.
Sarah ist eine wahre Powerfrau: Die zweifache Mutter und Multi-Sport-Talent ist unter anderem erfolgreich aktiv im Triathlon und beim Hyrox, wo sie auch Weltrekordhalterin ist. Doch ihr Plan war eigentlich mal ein ganz anderer.
Lerne jetzt ihre Geschichten kennen!
Facts about you
Ich bin Sarah, 33 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich lebe mit meiner Familie in Stuttgart. Ursprünglich komm ich aber aus einem kleinen Dorf in Sachsen. Dort bin ich auf einem Bauernhof aufgewachsen. Das komplette Gegenteil von einer Stadt wie Stuttgart - wir lebten eher kommunen ähnlich und konnten uns dank des Hofes überwiegend selbst versorgen.
Was hat dich dazu gebracht Operngesang zu studieren?
Angefangen hat alles in der zehnten Klasse als ich eine Projektarbeit über Wagners Nibelungen geschrieben habe. Ich war total fasziniert von Brunhilde und heroischen Frauen-Rollen im Allgemeinen. Aufgrund dieser Begeisterung für Wagner habe ich angefangen, mich intensiv mit Musik und Theater auseinanderzusetzen. Mein Vater hat mich dann ermutigt dieser Leidenschaft zu folgen:
"Wenn du etwas wirklich liebst, geh dem nach.
Auch wenn es vielleicht eine Brotlose Kunst ist."
Daraufhin habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und bin zur Aufnahmeprüfung der Musikschule in Weimar gegangen. Als klar war, dass ich die Prüfung direkt beim ersten Anlauf bestanden habe, fühlte ich mich bestärkt und ermutigt diesen Weg zu gehen.
Wie kamst du von Weimar nach Stuttgart?
Während meines Studiums hatte ich nicht viel Geld für teure Reisen. Also habe ich in den Semesterferien eine Fahrrad Backpacking-Tour durch Deutschland gemacht. Auf dieser Reise habe ich vor allem bei Freunden oder Freunden von Freunden übernachtet. Als ich bei Bekannten in der Nähe von Stuttgart war, sind wir zusammen auf ein kleines Fest gegangen. Dort hat eine Band gespielt und wir hatten einen wunderschönen Abend. Der Gitarrist dieser Band hat mir auf Anhieb gefallen, wir kamen ins Gespräch und jetzt ist er mein Mann.
Natürlich ging das alles nicht so schnell. Erstmal bin ich für mein Studium nach Weimar zurückgekehrt und wir haben 4 Jahre lang eine Fernbeziehung geführt, bevor ich letztendlich nach Stuttgart gezogen bin.
Aus welchem Grund musstest du den Traum Opernsängerin zu werden aufgeben?
Ich hab mich voll auf das Studium konzentriert und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Man hat große Fortschritte gesehen, auch die Lehrer haben mich gepusht und bestätigt. Bei all dem Lob habe ich es mit dem Üben übertrieben und meiner Stimme nicht genügend Regenerationszeit gegeben. Ich wollte mich konstant verbessern und habe vergessen wie wichtig es ist Pausen in seine Übungsphasen einzubauen. Die Konsequenz meines übermäßigen Ehrgeizes waren Knötchen auf den Stimmbändern.
Mit dieser Diagnose ist für mich ist eine Welt zusammen gebrochen.
Ich habe alles versucht, von einer langen Ruhephase bis hin zu Stimmtherapie. Daraufhin habe ich sogar ein Urlaubssemester genommen und gehofft, dass meine Stimme wieder zurück kommt. Währenddessen hat sich auch in meinem Privatleben viel verändert. Ich habe geheiratet und bin schwanger geworden. Doch auch nach dieser langen Pause hat sich der Zustand meiner Stimmbänder nicht verbessert. Ich musste akzeptieren, dass die Karriere von der ich immer geträumt habe ohne Gesangs-Stimme und mit Kindern nicht zu erreichen ist. Mir selbst einzugestehen, dass der Traum Opernsängerin zu werden endgültig vorbei ist, war wirklich schwer.
Wie hast du es geschafft damit abzuschließen und neu anzufangen?
Durch das Singen und Theater spielen hatte ich meine Körperwahrnehmung und meine Atmung trainiert. Dieses Training habe ich erweitert und in Sport umgesetzt. Disziplin und Ehrgeiz hatte ich sowieso und es machte mir unglaublich viel Spaß mich auszupowern.
Ich habe angefangen regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen und war 2018 erstmals beim Hyrox dabei. Durch diese Teilnahme habe ich gemerkt, dass noch mehr in mir steckt und ich mein sportliches Talent weiter ausbauen will. Glücklicherweise habe ich einen Trainer getroffen, der genau das erkannt hat und mich fördern wollte. Durch diese Unterstützung wurde ich noch mehr bestärkt und habe angefangen mir neue große Ziele zu setzten: den Ironman. Gemeinsam mit meinem neuen Trainer habe ich ein Unterstützer- und Sponsoren-Team aufgebaut. Das alles hat sich zu meiner neuen großen Leidenschaft entwickelt und ich habe angefangen Sportmanagement zu studieren.
Übrigens ist ein Wettkampf auch eine Art Performance. Egal ob man als Sängerin oder in einem Wettkampf auftritt, es ist immer eine Darstellung des Könnens. Man performt mit seinem Körper vor anderen Menschen. Diese Parallelen sind mir aber erst im Nachhinein bewusst geworden.
Was würdest du anderen Menschen gerne mitgeben?
Mit 18 hab ich mir mein Leben noch ganz anders vorgestellt. Damals habe ich mich am Theater gesehen und nie daran gedacht, dass auch ein anderer Beruf in Frage kommen würde. Erst als alles anders kam, merkte ich, dass es so wie es ist gut ist.
Ich habe in meinem Leben immer wieder Angst vor dem Verlieren. Dadurch, dass ich schon einmal gescheitert bin und gesehen habe, dass das Leben trotz einer Niederlage weiter geht, kann ich immer besser damit umgehen. Ich fokussiere mich auf das Positive, auf das Gewinnen. Der eigene Blick auf die Situation ist wichtig.
Im Leben lässt sich nicht alles planen und vorhersehen, man muss loslassen können, darauf vertrauen, dass sich zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Dinge ergeben und immer wieder neue Türen aufgehen. Durch diese Türen muss man dann allerdings selbst gehen und mutig sein. Dafür ist das richtige Mindset sehr wichtig. Traut euch etwas zu, habt Bock darauf neue Dinge umzusetzen und gebt nicht auf. Wenn ihr etwas wirklich wollt, könnt ihr alles schaffen!
Hier kommt ihr zum Female Empowerment-Video mit Sarah: